Statistik belegt dramatisch ansteigende Fallzahlen im Krankenhaus. Strukturierte Behandlungsprogramme könnten diese reduzieren und die Versorgungsqualität verbessern.

Herzinsuffizienz: Großes Potenzial für ambulante Behandlung - Zi für eigenes DMP

Herzinsuffizienz (chronische Herzschwäche) hat sich zu einem der Hauptanlässe für eine stationäre Aufnahme entwickelt: Seit dem Jahr 2000 haben sich die Fallzahlen fast verdoppelt, wie eine Auswertung des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (Zi) ergibt. Mit knapp 433.000 stationär behandelten Fällen bundesweit (2014) ist die Erkrankung nun der zweithäufigste Aufnahmegrund hinter der Schwangerschaft. Wird die Alterung der Bevölkerung herausgerechnet, ergibt sich gegenüber dem Jahr 2000 ein Anstieg um 37 Prozent und gegenüber dem Jahr 2010 ein Anstieg um 9 Prozent. Dieser Trend treibt die Kosten im Gesundheitssystem unnötig in die Höhe – gilt doch Herzinsuffizienz als eine der Krankheiten, die sehr gut ambulant behandelt werden können.

Laut einer Studie, die die Gesundheitsökonomin Prof. Dr. Leonie Sundmacher im Auftrag des Zi erarbeitet hat, ließen sich etwa zwei Drittel der stationären Herzinsuffizienzfälle bei einer intensiven Betreuung ausschließlich ambulant behandeln. Sundmacher hatte im Herbst 2015 erstmals einen deutschen Katalog für Diagnosen mit ambulant-sensitiven Konditionen (ASK) erstellt und dabei Einsparpotenzial in Milliardenhöhe berechnet. Zudem würden Patienten mit chronischen Erkrankungen wie einer Herzinsuffizienz qualitativ und persönlich von einer intensiven ambulanten Behandlung profitieren.

Von einem DMP würden Patienten und Beitragszahler profitieren
Zi-Geschäftsführer Dr. Dominik von Stillfried plädiert angesichts der stetig ansteigenden Fallzahlen im Krankenhaus nachdrücklich für die schnelle Einführung eines eigenständigen Disease-Management-Programms (DMP) für Herzinsuffizienz-Patienten. „Ein Blick auf andere chronische Krankheiten zeigt, dass die stationären Fallzahlen bei anderen  DMP-Indikationen gesenkt werden können“, sagt Dr. von Stillfried. Er verweist etwa auf die Entwicklung bei Patienten mit Diabetes mellitus, bei denen die Fallzahlen seit der Einführung eines DMP vor mehr als zehn altersstandardisiert um 10 Prozent gesunken sind.

Etwa 6,5 Millionen Patienten erhalten im Rahmen strukturierter Behandlungsprogramme eine spezielle Betreuung. Diese umfasst laufende Kontrollen wichtiger Verlaufsindikatoren. Die Patienten lernen so, besser mit ihrer Krankheit umzugehen. Bislang gibt es kein eigenständiges Behandlungsprogramm für Herzinsuffizienz. Der Gemeinsame Bundessausschuss plant die  Entwicklung eines neuen Programms speziell für Patienten mit Herzinsuffizienz; an der Krankheit leiden insgesamt leiden etwa 2,7 Millionen GKV-Versicherte.

Hintergrund: Disease-Management-Programme (DMP)
DMP sind spezielle Programme zur Behandlung und Betreuung chronisch kranker Menschen. Sie zielen darauf ab, die Versorgungsqualität zu verbessern; so dokumentieren die behandelnden und kooperierenden Ärzte den Therapieverlauf und Ergebnisse und erhalten auf dieser Datenbasis regelmäßig Feedback-Berichte zu ihren Patienten. Diese wiederum erhalten spezielle Schulungen, um selbst zu Experten ihrer Krankheit zu werden. Bislang gibt es bundesweit DMP für Asthma bronchiale, die chronisch obstruktive Lungenkrankheit, Diabetes mellitus Typ 1 und 2, KHK und Brustkrebs.

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Daniel Wosnitzka

Leiter Stabsstelle Kommunikation / Pressesprecher