Keine Fehlverteilung sondern Arztmangel: Zusätzliche Investitionen erforderlich

Das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi) widerlegt Vorwürfe, die Kassenärztlichen Vereinigungen würden ihrer Aufgabe nicht gerecht. Die Ungleichheit in der Verteilung niedergelassene Ärzte ist verhältnismäßig  gering, so das Ergebnis einer aktuellen Untersuchung.

Trotz regionaler Unterschiede sind niedergelassene Ärzte bislang eher gleichmäßig verteilt. Dies ergibt eine aktuelle Auswertung des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (Zi). „Im Vergleich zu anderen regionalen Indikatoren der Daseinsvorsorge finden wir bei den Vertragsärzten die gleichmäßigste Verteilung“, bilanziert Zi-Geschäftsführer Dr. Dominik von Stillfried. „Es gibt regionale Unterschiede. Sie sind aber deutlich weniger ausgeprägt als in anderen Bereichen der Daseinsvorsorge.“

Vertreter aus Politik und Krankenkassenverbänden haben den Kassenärztlichen Vereinigungen in den vergangenen Monaten mit Verweis auf eine vermeintliche hohe Ungleichverteilung der Ärzte vorgeworfen, ihre gesetzliche Pflicht zu vernachlässigen – nämlich zu gewährleisten, dass jede Bürgerin und jeder Bürger unabhängig von seinem Wohnort umfassende medizinische Hilfe erhalten kann. „Die Politik kann von Ärzten nicht dauerhaft erwarten, Mängel in der allgemeinen Infrastruktur auszugleichen, insoweit helfen Schuldzuweisungen nicht weiter. Wir brauchen stattdessen mehr gemeinsame Anstrengungen, um den Ärztemangel zu bekämpfen“ sagt von Stillfried. 

Niedergelassene Ärzte im Vergleich gleichmäßig verteilt

Das Zi hat die Streuungsmaße für kommunale Investitionen je Einwohner mit denen für das Bruttoinlandsprodukt, für die Krankenhausbettendichte und für die Anzahl der Vertragsärzte verglichen. Im Ergebnis weist die ambulante Versorgung weitaus bessere Werte auf als die anderen Bereiche der Daseinsvorsorge. So gibt es in der Region mit der höchsten Arztzahl pro Kopf zwar fünf Mal mehr Ärzte in der vertragsärztlichen Versorgung als in der Region mit der niedrigsten Arztzahl pro Kopf. Bei der regionalen Wirtschaftskraft pro Kopf liegt das Maximum jedoch um den Faktor sieben über dem Minimum, bei den kommunalen Investitionen beträgt diese Spanne gar das 21-fache (siehe Faktenblatt).

Da es in einigen Landkreisen keine Krankenhäuser gibt, ist das Verhältnis der Extremwerte für die Krankenhausdichte nicht aussagefähig. Daher zieht das Zi andere statistische Kennzahlen heran, die weniger durch Extremwerte beeinflusst werden. „Vergleicht man die Kennzahlen aus dem Verantwortungsbereich der Gebietskörperschaften und der Selbstverwaltung, so zeigt sich, dass die Ungleichheitsmaße jeweils für die Vertragsarztdichte am niedrigsten und für die Krankenhausbettendichte am höchsten ausfallen“, erklärt Zi-Geschäftsführer Dr. von Stillfried. „Hohe Ungleichheit besteht auch für die kommunalen Investitionen pro Einwohner. Von einem Versagen der Kassenärztlichen Vereinigungen kann also keine Rede sein.“

Gute Versorgungsstrukturen erhalten, in strukturschwachen Gebieten fördern


Die Untersuchung des Zi stellt im Ergebnis Forderungen nach einer weitergehenden Umverteilung von Arztsitzen in Frage. Das Zi verweist zudem auf Studien, nach denen eine gute Angebotsstruktur im Bereich der niedergelassenen Ärzte mit einer niedrigeren Anzahl vermeidbarer Krankenhausaufenthalte einhergeht. Modellrechnungen zeigen, dass durch Investitionen in die ambulante Versorgung die Qualität des Gesamtsystems gesteigert und die Kosten gesenkt werden können.

Die derzeitige Regelung, nach der Praxissitze bei rechnerischer Überversorgung nicht fortgeführt und deren Inhaber von der zuständigen KV entschädigt werden sollen, sendet aus Sicht von Dr. von Stillfried daher das falsche Signal. „Statt bestehende Probleme wirksam anzugehen, würden wir dadurch an vielen Standorten zusätzliche Versorgungsprobleme schaffen.“ Gegenden mit einer geringeren Zahl vermeidbarer Krankenhausfälle sollten als Vorbilder für die Weiterentwicklung der Versorgungstrukturen dienen. „In strukturschwachen Gebieten wiederum muss die Politik gemeinsam mit den Kassenärztlichen Vereinigungen zusätzliche Anstrengungen unternehmen, damit regionale Disparitäten nicht zunehmen. Im Moment ist es leider so, dass der Löwenanteil von Niederlassungsförderungen durch die Vertragsärzte selbst getragen wird. Der Bund beteiligt sich derzeit – trotz guter Finanzlage – nicht“, sagt Dr. von Stillfried.

<link file:978 _blank pdf>Faktenblatt "Sind niedergelassene Ärzte zu ungleich verteilt?"

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Daniel Wosnitzka

Leiter Stabsstelle Kommunikation / Pressesprecher