Studie des Zi untersucht Auslastung von Notaufnahmen in Krankenhäusern und zeigt Reformbedarf auf

Notaufnahmen: Weniger als 2 Patienten pro Stunde, das birgt Risiken für Patienten

In Deutschland werden im Durchschnitt rund 1,7 Patienten pro Stunde in der Notaufnahme eines Krankenhauses behandelt. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (Zi), in der die Auslastung von Krankenhaus-Notaufnahmen in den Bezirken von 13 Kassenärztlichen Vereinigungen untersucht wurde. Damit liegt Deutschland weit unter europäischen Vergleichswerten. In England etwa werden 11, in Dänemark 10 Patienten pro Stunde in Krankenhausnotaufnahmen behandelt.

„In der Öffentlichkeit ist der Eindruck entstanden, als seien die Notaufnahmen sämtlich überlaufen. An einigen Standorten mag das durchaus der Fall sein, generell kann jedoch keine Rede davon sein. Will man ein realitätsgetreues Bild, muss man die Lage von Notaufnahme zu Notaufnahme und von Region zu Region differenziert betrachten. Dabei ist zu berücksichtigen, dass viele Krankenhäuser mehr als eine Notaufnahme betreiben“, sagt Dr. Dominik von Stillfried, Geschäftsführer des Zi.

„Gemessen an Referenzwerten aus internationalen Studien, behandeln die meisten Notaufnahmen im Schnitt so wenige Patienten, dass hierdurch erhöhte Risiken für Patienten bestehen. So führen geringere Erfahrung sowie schlechtere Personal- und Technikausstattung in kleinen Notaufnahmen oftmals zu höheren Komplikationsraten, längeren Krankenhausaufenthalten und zu höherer Sterblichkeit für Patienten. Wenn es um Leben und Tod geht, ist die Versorgung in den großen Notaufnahmen erheblich besser“, so von Stillfried weiter. „In den USA weisen Notaufnahmen mit weniger als 2,3 Patienten pro Stunde (20.000 Patienten pro Jahr) die höchsten Sterblichkeitswerte auf und können bis zu 50 Prozent erhöht sein. In Deutschland behandeln nur 30 Prozent der Notaufnahmen mehr als 2 Patienten pro Stunde“, erklärt von Stillfried. Laut Zi-Studie erreicht nur etwa ein Fünftel der Notaufnahmen in Deutschland regelhaft eine Auslastung von mehr als 5 Patienten pro Stunde, bei einem weiteren Fünftel liegt die mittlere Auslastung dagegen unter 0,4 Patienten pro Stunde. Die Wissenschaftler fordern daher einen deutlichen Konzentrationsprozess in der Notfallversorgung.

„In Deutschland gibt es zu viele Krankenhäuser mit einer Notaufnahme, die weder den apparativen noch personellen Anforderungen der Deutschen Gesellschaft Interdisziplinäre Notfall- und Akutmedizin (DGINA) gerecht werden“, so von Stillfried weiter. Gleiches geht aus dem Qualitätsmonitor des Wissenschaftlichen Instituts der Ortskrankenkassen (WIdO) hervor. So waren 2015 zum Beispiel weniger als die Hälfte der Krankenhäuser, die Herzinfarktpatienten behandelten, in der Lage, rund um die Uhr eine Herzkatheterbehandlung durchzuführen.

„In den städtischen Ballungsräumen sehen wir großes Potenzial, die Notfallversorgung auf wenige gut ausgestattete Standorte zu konzentrieren, ohne dass die Erreichbarkeit eingeschränkt wird“, schlussfolgert von Stillfried. Im Zuge einer solchen Konzentration ergeben sich auch wesentlich bessere Voraussetzungen, ärztliche Bereitschaftspraxen an diesen Standorten einzurichten, die leichtere Fälle übernehmen und die Notaufnahmen für echte Notfälle entlasten.

Grundlage der Zi-Studie sind die Abrechnungsdaten der Krankenhäuser für ambulant in Notaufnahmen behandelte Patienten. Das Zi hat die Daten von 2.480 Abrechnungseinheiten in 13 KV-Bezirken ausgewertet. Die hohe Zahl der Abrechnungseinheiten erklärt sich dadurch, dass an manchen Krankenhausstandorten mehrere Notaufnahmen betrieben werden. Aus der Krankenhausabrechnungsstatistik des Statistischen Bundesamts ergibt sich, dass die ambulant behandelten Patienten rund die Hälfte aller in Notaufnahmen medizinisch versorgten Patienten darstellen.

Auch die vom Deutschen Krankenhausinstitut jüngst je Krankenhaus berichteten Fallzahlen bestätigen die durchschnittlich geringe Auslastung der Notaufnahmen. In den rund 240 befragten Krankenhäusern betrug die Zahl der ambulant behandelten Patienten im Jahresmittel rund 10.500 Patienten. In der Stichprobe würden somit ambulant und stationär etwa 20.000 Patienten pro Jahr und damit rund 2,3 Patienten pro Stunde in den Notaufnahmen versorgt.

Weitere Informationen

Die Zi-Studie finden Sie <link file:1775 _blank pdf>hier.

Die pdf-Version der Pressemitteilung finden Sie <link file:1776 _blank pdf>hier.

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Daniel Wosnitzka

Leiter Stabsstelle Kommunikation / Pressesprecher