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März 2023

Vertragsärzt:innen verschreiben weiterhin deutlich weniger Antibiotika // 2021 nur noch zwei Millionen von insgesamt 18,5 Millionen Infekt-Patient:innen mit entsprechender Verordnung // Nur noch sechs Prozent der Kinder und Jugendlichen mit Infektion der oberen Atemwege erhalten Antibiotikum

Bei schwereren bakteriellen Infektionen sind Antibiotika ein unverzichtbarer Bestandteil der Therapie. Allerdings ist ihre Wirksamkeit durch die zunehmende Verbreitung von Antibiotika-Resistenzen gefährdet. In den letzten Jahren ist daher ein verstärktes Augenmerk darauf gerichtet worden, den Antibiotikagebrauch durch gezielten Einsatz konsequent zu reduzieren. Für den ambulanten Bereich sind dabei insbesondere die Infektionen der oberen Atemwege von großer Bedeutung, da hiervon besonders viele Versicherte betroffen sind.

Während 2014 von den rund 17 Millionen Patient:innen mit einer Infektion der oberen Atemwege noch rund fünf Millionen ein Antibiotikum verordnet bekommen haben, waren es 2021 nur noch zwei Millionen Patient:innen – bei knapp 18,5 Millionen Patient:innen mit entsprechender Diagnose. Neben der strengeren Indikationsstellung ist aber auch ein deutlicher Mentalitätswandel in der Bevölkerung zu beobachten. Besonders deutlich wird der veränderte Ansatz im Bereich der Kinder- und Jugendmedizin. Dort erhielten 2021 nur noch sechs Prozent der Kinder und Jugendlichen mit einer Infektion der oberen Atemwege ein Antibiotikum. Das sind die zentralen Ergebnisse einer aktuellen Auswertung der vertragsärztlichen Arzneiverordnungsdaten für die Jahre 2014 bis 2021, die das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi) heute veröffentlicht hat.

„Die Entscheidung für die Gabe eines Antibiotikums muss einer strengen Abwägung des Behandlungsnutzens und möglicher Schäden durch unerwünschte Arzneimittelwirkungen folgen. Nicht indizierte Verordnungen bergen die Gefahr einer potenziellen Schädigung der Patientinnen und Patienten bei gleichzeitig möglicherweise geringem Nutzen der Antibiose. Ziel ist es daher, immer so wenig Antibiotika wie möglich, aber dennoch so viel wie nötig zu verordnen. Diesem Leitsatz folgen die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte inzwischen umfassend“, sagte der Zi-Vorstandsvorsitzende Dr. Dominik von Stillfried.

Dadurch, dass sie immer defensiver verordneten, leisteten die Vertragsärzt:innen einen wesentlichen Beitrag zur Vermeidung von Antibiotika-Resistenzen, so von Stillfried weiter: „Insbesondere der deutliche Rückgang des Antibiotikagebrauchs im Alterssegment der Kinder und Jugendlichen markiert einen tiefgreifenden Wandel in der pädiatrischen Versorgung. Der signifikante Rückgang spiegelt wider, dass Ärztinnen und Ärzte inzwischen noch sorgfältiger abwägen und Patientinnen und Patienten auch kritischer sind. Das wird sicherlich auch durch zahlreiche Initiativen unterstützt, wie etwa die vom Innovationsfonds geförderten Projekte RESIST und Arena.“

Bildunterschrift:
Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi):
Anzahl der Patient:innen mit vertragsärztlich diagnostizierten Infektionen der oberen Atemwege (mit und ohne Antibiotika-Verordnung, 2014-2021)

Datenbasis:
Arzneiverordnungsdaten für die Jahre 2014-2021 (nach § 300 SGB V)

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Daniel Wosnitzka

Leiter Stabsstelle Kommunikation / Pressesprecher