Remote Patient Monitoring (RPM) von Infektpatienten im Test
Aufgabenstellung
Durch die COVID-19-Pandemie wurde die ärztliche Versorgung während der saisonalen Infektsaison im 4. Quartal 2020 und im 1. Quartal 2021 stark belastet, da in dieser Zeit erwartungsgemäß die Anzahl hilfesuchender Patient:innen mit Infektsymptomen stark anstieg. Neben vergleichsweise harmlosen Infekten der oberen Atemwege können sich hinter den Symptomen COVID-19-Fälle sowie Influenza-Fälle verbergen. Digitale Remote Patient Monitoring (RPM) Lösungen können einen Beitrag dazu leisten, diese Patient:innen engmaschig ärztlich zu beobachten und ggf. zu behandeln und dabei zugleich das Infektionsrisiko für andere Patient:innen in den Praxen zu minimieren. Das Zi hat daher eine vergleichende Studie zur Alltagstauglichkeit entsprechender digitaler Lösungen durchgeführt und deren Versorgungsbeitrag gegenüber dem Status Quo ermittelt.
Ergebnisse: keine zeitliche Entlastung für die Praxen, aber Potential in der Betreuung von Infektpatienten
In einer Fall-Kontroll-Studie wurde die digital unterstützte Behandlung mit der herkömmlichen Versorgung verglichen; ein Vergleich wurde auch zwischen zwei digitalen Monitoringsystemen gezogen. Sowohl die teilnehmenden Ärzt:innen als auch deren Infektpatient:innen wurden zu ihren Eindrücken befragt. Die Ergebnisse der Studie sind als Preprint veröffentlicht. Die Patient:innen bewerten die digitale Betreuung durchweg positiv, allerdings haben viele Patient:innen auch wegen technischer Hürden nicht teilgenommen. Für die teilnehmenden Praxen konnte keine zeitliche Entlastung festgestellt werden. So stellt die Handhabung und insbesondere die Integration der RPM-Tools in die Praxisabläufe und in die Praxissoftware noch eine Herausforderung dar. Zudem führt eine höhere Informationsdichte zu einer höheren Anzahl an Kontakten zwischen Patient:innen und Ärzt:innen. Insgesamt wurde die digitale Unterstützung von teilnehmenden Ärzt:innen dennoch überwiegend positiv bewertet.
„Mit der Studie wollten wir einen Beitrag zur Förderung digitaler Unterstützungssysteme leisten. Pandemiebedingt stand die Reduktion von Ansteckungsrisiken für Patient:innen sowie für Mitarbeitende in den Praxen im Vordergrund. Zwar konnten keine Anhaltspunkte dafür gefunden werden, dass die Betreuung der Infektpatient:innen durch digitales Monitoring effizienter wird. Die teilnehmenden Ärzt:innen haben gleichwohl Potential gesehen, die Betreuung wo nötig zu intensivieren. Dies kann z. B. in einer Grippewelle oder langfristig im Bereich der chronischen Erkrankungen von Bedeutung sein“, sagte der Zi-Vorstandsvorsitzende Dr. Dominik von Stillfried.